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#SHERLOCK LIVES

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Sherlock - Der leere Sarg

369.682. Eine Zahl, die man sich merken sollte. Und die vielleicht in die TV-Geschichte eingehen wird. Denn genau so viele Tweets erhielt die erste Episode der dritten Staffel SHERLOCK direkt im Anschluss an ihre Erstausstrahlung am 1. Januar in England. Zusammen mit den anderen beiden Episoden generierte die dritte Staffel Millionen an Tweets und ist damit eine der meistdiskutierten Serien bzw. Reihen im Social-Media-Universum überhaupt. SHERLOCK, das war von Anfang an klar, ist eine Serie für das digitale Zeitalter. John Watson ist ein Blogger, ohne Smartphone fielen Holmes Recherchen deutlich schwerer und zudem wird immer wieder mit dem Setzen von Hashtags oder Skype-Konferenzen gespielt. SHERLOCK ist TV 2.0 und ein Internet-Phänomen. Seit Ende der ersten Staffel, spätestens aber seit dem Cliffhanger der Staffel 2, erobern die wildesten Gerüchte und viele Fanfictions das Netz und der Hype im Vorfeld um die dritte Staffel war so enorm, dass es fast unmöglich war, Spoilern aus dem Weg zu gehen. Dazu kam ein Hunger der Fans auf neue Geschichten, der durch drei neunzigminütige Filme nach zwei Jahren kaum gestillt werden konnte. Und jetzt? Endlich hat auch das Warten der deutschen Fans ein Ende, doch im Netz ist das Thema schon ein alter Hut. Von „bodenloser Enttäuschung“ war da zu lesen, von „Desillusion“, von „Das ist nicht mehr unser SHERLOCK!“ Was war also passiert? Wie wurde aus einer Serie, über die viele sagten, sie könne nichts falsch machen, ein Phänomen, das, als kreatives Produkt, irgendwie auf einmal jedem gehörte und viele nicht mehr zufrieden stellte?

Am Anfang der ersten Folge DER LEERE SARG (THE EMPTY HEARSE im Original) steht eine Theorie. Sherlock ist gar nicht vom Dach des St.Barts-Krankenhauses gestürzt, sondern sprang mit einem Bungee-Seil, landete dann vor den Füßen Mollys, gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss und verschwand ins Dunkel. Natürlich mit hochgeschlagenem Kragen. Kann es wirklich so gewesen sein? Blödsinn, sagt Inspector Lestrade, der sich diese Geschichte von Anderson anhören muss. Der ist mittlerweile zu einer Art Stadtschrat geworden, dessen Bart länger ist als sein Gesicht und der unter dem schlechten Gewissen leidet, einen „Helden“ auf dem Gewissen zu haben. Daher auch seine Besessenheit, zu beweisen, dass Sherlock noch am Leben ist. Doch das, so Lestrade, bringe ihn auch nicht zurück. Also könne man nur das Beste tun, um ihn in Erinnerung zu behalten. Genau das versucht auch John Watson, der ebenfalls einen Bart trägt (Typ Schnauzer), welcher Mrs. Hudson irritiert, die er in der Baker Street besucht. Warum er sich fast zwei Jahre lang nicht habe sehen lassen, wirft sie ihm vor. Doch Johns Schmerz war zu groß über den Verlust des Freundes, also habe er sich lieber zurückgezogen und versucht, wieder ins Leben zu finden. Mit einer Frau, die er nun heiraten will. Mrs. Hudson ist erfreut. Erstaunt, aber erfreut. Denn immer noch hält sie (und da ist sie in der großen Fangemeinde nicht allein) Sherlock und Watson für das ideale Paar.

Als Sherlock erneut, von den Toten auferstanden, in seinen Mantel nebst Schal geschlüpft ist und nach London zurückgekehrt ist, da steht er auf einem Dach und blickt auf „seine“ Stadt. Seinem Bruder sagt er, er wolle sie wieder einatmen, sie wieder kennenlernen. Die Einstellung auf dem Dach erinnert frappierend (und nicht überraschend!) an eine sehr ähnliche Einstellung von Daniel Craig als Bond in SKYFALL. Nach der Ermordung von M steht Bond allein über der Stadt und sieht auf London herunter. Und er weiß, dass er gebraucht wird. Nicht anders verhält es sich mit dem Meisterdetektiv Sherlock. Er muss sich im Prinzip sein ganzes Leben wieder aufbauen. Seine Reputation, seine Verbindungen, seine Netzwerke. Das Wichtigste aber, was er sich zurückholen muss und ohne das er schlicht und einfach nicht funktioniert, ist sein Partner John Watson.

Gerade als John dann seiner Freundin Mary Morstan im Restaurant einen Heiratsantrag machen möchte, tritt Sherlock wieder in sein Leben. In einer wunderbar komödiantisch in Szene gesetzten Sequenz verkleidet er sich als Kellner und plant seinen großen Auftritt, indem er sich vor ihn stellt und ihm eine Kurzversion der letzten zwei Jahre berichtet: „Nicht tot!“ Seiner Meinung nach sollte John sich jetzt freuen, ihn als guten Freund begrüßen und mit ihm erneut die Straßen Londons von üblen Verbrechern und Terroristen reinigen. Doch dank des hervorragenden Spiels Martin Freemans dreht sich nun die Stimmung und es folgt ein Blick- und Wortwechsel voller verdrängtem Schmerz und Frust, voller Trauer, Verrat und Enttäuschung. Zunächst fällt es John schwer, Worte zu finden. Er stammelt, holt tief Luft, muss sich erst sammeln. Doch dann macht Sherlock einen Scherz über seinen Schnauzbart und er tut das einzig Richtige: Er haut ihn nieder. Nach mehreren solchen Wutausbrüchen verschwindet John. Mary jedoch, die alles mitanhört, beruhigt Sherlock, sie werde die beiden wieder zusammen bringen. Von Anfang an macht Mary den Eindruck, Sherlock zu mögen. Ihre Figur wirkt weniger wie ein Eindringling in eine enge Zweiergemeinschaft. Eher ergänzt sie die Beiden, es entsteht eine Dreierkonstellation, die in den kommenden Folgen noch stärker in den Fokus rückt. Sherlock betrachtet Mary in dieser Sequenz das erste Mal genauer und versucht sie zu analysieren. Doch die textuellen Zeichen, die um sie herumschwirren, sind zu vielfältig, zu verwirrend. Der Meister der Beobachtung kann sie nicht genau lesen. Er weiß nur, er muss ihr vertrauen, wenn er wieder mit John zusammenkommen will.

Sherlock - Der leere Sarg

Natürlich dauert es nicht lange, bis John merkt, dass er, neben all der Wut auf Sherlock, nicht lange ohne ihn sein möchte. Wie von Sherlock vorausgesagt, vermisst er den Thrill der Gefahr, die Aufregung. Denn sein Job als Allgemeinarzt macht ihn nicht glücklich. Doch noch ziert er sich (den Bart rasiert er trotzdem ab). Sherlock muss sich also zunächst um einen Ersatz für John bemühen. Hier kommt Molly ins Spiel. Die loyale Pathologin, die, soviel ist bei all den verschiedenen Theorien klar, bei seinem Versteckspiel mit im Bunde war und ihn auch jetzt nicht im Stich lässt. Sie assistiert Sherlock bei der Ermittlungsarbeit. Und sie macht ihre Sache gut, wenn sie auch John nie ersetzen kann. Sherlock geht sogar so weit, bei Untersuchungen Zwiesprache mit einem abwesenden John zu halten, was alle anderen um ihn herum verwirrt. Sherlock sieht den gemeinsamen Tag mit Molly als Dankeschön für ihre Hilfe. Und er bemerkt, dass die schüchterne Frau sich gemausert hat. Sie zuckt nicht mehr zusammen, wenn er sie anspricht, sie bewundert ihn zwar noch, aber das bedingungslose Anhimmeln ist Geschichte. Denn in der Zwischenzeit hat sie einen Verlobten, dessen einziger Fehler darin zu bestehen scheint, eben nicht Sherlock zu sein. Auch ihre Figur wird sich im Verlauf der drei Folgen weiterentwickeln, vor allem als ebenbürtige Ansprechpartnerin des Great Detective.

Am Ende von DER LEERE SARG kommt es zu einem Showdown im U-Bahn-Tunnel. Anwesend sind Sherlock, John und eine Bombe. Und erst jetzt, im Angesicht des Todes, kann Sherlock das einzige sagen, was John wirklich hören möchte. Dass es ihm leid tut. John wiederum sagt das Einzige, was gesagt werden muss. Dass er ihm verzeiht. Am Ende ist London gerettet, der Terrorist gefasst und das Dream Team wieder vereint. Sherlock bewaffnet sich mit Mantel, Hut und Schal und tritt vor die wartende Presse. John will wissen, welche der unzähligen Theorien, die im Laufe der Folge vorgetragen wurden, nun die richtige sei. Sherlock grinst, schweigt und geht mit John gemeinsam nach draußen. Wo sie gebraucht werden.

Das Zentrum der Folge bildet nicht der eigentliche Fall. Natürlich gibt es Feinheiten, Fallstricke, Überraschungen. Vorbereitet wird auch die Konfrontation mit dem nächsten „evil mastermind“ der Reihe, Charles Augustus Magnussen, mit eiskalter Miene gespielt von Lars Mikkelsen. Doch es geht im Grunde hauptsächlich um die Zusammenführung zweier Figuren, die sich als Ermittlerduo so immens gut machen, dass sie ohne einander nicht funktionieren. Kritiker und Fans haben Steven Moffat, Mark Gatiss und dem Co-Autor Steve Thompson vorgeworfen, in der dritten Staffel nicht mehr die Fälle in den Vordergrund zu rücken und sich zu sehr auf die persönlichen Beziehungen der Figuren untereinander zu konzentrieren. Doch wie Gatiss und Moffat gerne in Interviews betonen: „It is a show about a detective. Not a detective show!“ In den Originalvorlagen von Arthur Conan Doyle stehen die Fälle in der Tat im Vordergrund. Es geht um Geheimnisse, die gelöst werden müssen, um das Genie von Sherlock Holmes, vor dessen brillantem Geist kein Verbrecher sicher ist. Doch alles andere – wie Holmes zu Watson steht, was seine inneren Beweggründe sind, was er fühlt – das findet sich meist nur zwischen den Zeilen. Genau das aber wollten Moffat und Gatiss von Anfang an herausarbeiten. Eine Ikone der Kriminalliteratur mit neuem Leben füllen. Watson aus dem Schatten des sidekick hervorbringen, ihm Profil geben, Sherlocks innere Motivation finden, aus seinem „flat character“ einen „round character“ machen. Die Gefahr ist natürlich da, hier Motive und Entwicklungen einzubauen, die an der Einzigartigkeit der Figur Sherlock zweifeln lassen, an seinem Thron als ebenso gefühlloser wie genialer Soziopath rütteln. Für viele ist dieses Experiment spätestens bei der zweiten Folge wohl gescheitert.

DAS ZEICHEN DER DREI (THE SIGN OF THE THREE im Original) ist eine Folge, bei der in einer anderthalbstündigen Schachtelsequenz (die Hochzeit von John und Mary) gleich mehrere Fälle anhand von Flashbacks aufbereitet werden. In der wohl längsten Hochzeitsansprache jemals erläutert Sherlock verschiedene kleine Aufträge, die sich im Laufe der Handlung zu einem einzigen großen Fall verdichten. Doch vor allem hält er eine Rede auf seinen Freund John. Denn genau das etablieren die drei Macher (die bezeichnenderweise diese Episode auch zu dritt geschrieben haben) hier vor allen Dingen: eine Freundschaft. Die Chemie zwischen Cumberbatch und Freeman ist weiterhin stimmig. Nach und nach haben sie eine Beziehung der Figuren etabliert, die changiert zwischen respektvoller Distanz und freundschaftlicher Zuneigung. Immer enger wird das Band zwischen beiden, wobei Cumberbatch mehr und mehr Gelegenheiten erhält, auch die Schwäche, Unsicherheit und Einsamkeit des Genies zu zeigen. Dazu kommen komische Ausflüge in die Komik, die vielleicht nicht immer aufgehen, doch für amüsante Momente sorgen. Und Martin Freeman als John wird stärker zur zweiten Haupt- statt zur ausgebauten Nebenfigur. Seine Kommentare sind trocken, bissig, entschieden, doch sein substiles Spiel erlaubt auch feinere Nuancen, die sein bewegtes Inneres spiegeln. Diese Entwicklung stellt die kritische Überlegung in den Raum, man könne SHERLOCK auch gleich in JOHN umbenennen. Und tatsächlich geht es vermehrt um seine Reaktionen auf Ereignisse und seine Erlebnisse (seine Reaktion auf Sherlocks Rückkehr, er heiratet, wird von jemandem verraten), doch geschieht das auf sehr organische Weise und eine Entwicklung dahingehend war sicher schon früh in der Reihe angelegt.

Über die dritte Episode SEIN LETZTES VERSPRECHEN (HIS LAST VOW im Original) soll an dieser Stelle noch nicht viel verraten werden, doch eine Sequenz soll stellvertretend die anhaltend gute Qualität der Serie verdeutlichen: es geht um die Visualisierung der Denkprozesse des Ermittlers. Es kommt im Laufe der Handlung von HIS LAST VOW zur Konfrontation Sherlocks mit einem Verräter. Nur Sekunden bleiben ihm zwischen Leben und Tod. Sein einziger Zufluchtsort ist erneut sein Mind Palace, wie auch schon in anderen Folgen. Doch allein kann er nicht mehr dorthin. Er braucht Hilfe. Und er bekommt sie. Von Molly, die ihn zwingt, sich zu konzentrieren, von Anderson, der ihm Hinweise gibt, und von seinem Bruder Mycroft, der in dieser Staffel eine viel zentralere Rolle erhält als bisher. Gerade diese drei Figuren sind es, die die Entwicklung von Sherlock von einem „high functioning sociopath“ zu einem Team Player am deutlichsten machen. Bisher schaute er auf Molly herab, zeigte sich Anderson gegenüber despektierlich und distanzierte sich klar von einer Bindung zu seinem Bruder. Doch in den kurzen Momenten, die ihm bleiben, vertraut er jenen, die bisher Randerscheinungen waren. Und es gelingt ihm, zu einem Platz zu kommen, an dem er seine eigenen Ängste und Unsicherheiten verborgen hält. Dazu noch die Erinnerung an seinen größten Feind. Als er begreift, dass es darum geht, John zu beschützen, kämpft er. Um sein Leben und um das von seinem besten Freund. Und er schafft den Weg zurück. Die Sequenz ist atemberaubend inszeniert, in ihrer Traumhaftigkeit fast surreal gestaltet und in einer schnellen Abfolge verschiedenster Einstellungen gefilmt. Die besten Folgen der Reihe enthalten immer solche Kern-Sequenzen, die aufgrund ihrer Gestaltung außergewöhnlich waren. Ob SCANDAL IN BELGRAVIA, REICHENBACH FALLS oder HIS LAST VOW. Sie alle visualisieren das detektivische Denken und das aus der Dramentheorie entnommene Dénouement als einen nachvollziehbaren Prozess der Beweisfindung und der Erkenntnis. Auch im Falle von SEIN LETZTES VERSPRECHEN dient die Sequenz als Schlüsselmoment, der nicht nur dem Finden des Täters dient, sondern vor allem der Erkenntnis Sherlocks über sich selbst.

Sherlock - Der leere Sarg

Bei all den genialen inszenatorischen Momenten sowie einem gleichbleibend qualitativ hochwertigen Script bleibt nun die Frage: Warum all die Kritik? Hier könnte eine andere (Kult)-Serie von der Insel gut als Vergleich herhalten. Als Steven Moffat 2009 zum Showrunner für DOCTOR WHO wurde, war die Fangemeinde zerstritten – und ist es bis heute. Zwar war Moffat schon länger Autor (und lebenslang ein großer Fan!) der Serie, doch dann übernahm er von Russell T. Davies eine Show, die gerade mit David Tennant einen wirklich beliebten Hauptdarsteller verlor. Moffat suchte Ersatz und entschied sich für den bis dato eher unbekannten Darsteller Matt Smith, die bisher jüngste „Inkarnation“ des Doctors. Kritisiert wurde er von den Fans doch nicht nur dafür, sondern vor allem für seine Storylines, die für viele Fans nicht mehr die Essenz der Show einfing– eine Kritik, die sich mit der der SHERLOCK-Fans interessanterweise deckt. Auch hier wird Moffat vorgeworfen, den Mythos Sherlock Holmes zu verwässern und einer Figur mehr von dem zu geben, was sie ihrer Meinung nach gar nicht braucht: Emotionen. Die Show würde zu einer Art Krimi-Seifenoper degradiert und entwickele Storylines, die nichts mehr mit den Geschichten von Doyle zu tun hätten. Doch beinhaltet diese Kritik nicht auch die Enttäuschung der eigenen Erwartungen? Es ist ja nicht so, dass sich Moffat und Gatiss damals daran setzten, mit ihrer Adaption eine erneute Wort für Wort getreue Umsetzung der Vorlage zu liefern. Dies ist bereits mehrfach geschehen, beispielsweise in der exzellenten Serie mit Jeremy Brett in der Hauptrolle (1984-1994), oder auch in anderen unzähligen filmischen Adaptionen. Beide Autoren waren und sind große Verehrer des Originals, doch ihnen ging es um eigene Auslegung der Figuren. Sie sahen in Holmes mehr als nur den spleenigen Einzelgänger und in Watson mehr als nur das treue Helferlein, das die Abenteuer von Holmes aufzeichnet und erzählt. Und sie sahen Geschichten, die genug Stoff boten, um sie ins Heute zu übersetzen. Mit einer möglichen Öffnung hin zu einer eigenständigen Weiterentwicklungen der Figur. Ginge es „nur“ um die Fälle, dann wären vielleicht drei Folgen genug gewesen. Man nehme die Klassiker und modernisiere sie. Es bleibt jedoch nicht aus, auch eine Figur weiterzuentwickeln, die auf den ersten Blick so unbeweglich scheint wie Sherlock Holmes, wenn die Reihe eine Chance auf Langlebigkeit haben soll. SHERLOCK erfährt dasselbe Phänomen, wie sie erfolgreiche (Kult-) Serien oder Reihen in den letzten Jahren immer haben. Je mehr sich Fans an Figuren gewöhnen, desto eher entwickeln diese Figuren im Fandom ein Eigenleben und erwecken Erwartungen über ihr Verhalten und ihre Entwicklungen. Diese einzulösen ist schwer. Moffat und Gatiss wissen das. Sie wissen, dass seit zwei Jahren jeder Fan überlegt, wie „ihr“ Sherlock hat überleben können. Und deswegen ist gerade die erste Folge gleichzeitig ein Geschenk, aber auch ein klares Statement an die Fans. Sie zeigt, dass wirklich ALLE Theorien im Grunde zutreffen könnten. Nichts ist wirklich unwahrscheinlich, nichts muss zwangsläufig der Wahrheit entsprechen. Aber wie es wirklich war? Das bleibt ein Rätsel. Denn SHERLOCK ist IHRE Show. Und keiner kann daran vorbei reden, dass die brillanten Dialoge sitzen, dass die Plot Twists immer noch zünden, dass die Schauspieler großartige Leistung bieten und dass der letzte Moment der letzten Folge (und damit ist der Moment NACH dem Abspann gemeint!) erneut eine Steilvorlage zur Spekulation und Theoriebildung liefert. Die Serie lädt mit all ihren Möglichkeiten und offenen Fragen zu einem kreativen Austausch der Fans ein. Und ist damit nicht nur zu einem Internet-Phänomen geworden, sondern auch zu einer self fulfilling prophecy. Gehen wir zurück zur zweiten Staffel, gerade zur letzten Folge DER REICHENBACH FALL. Schmerzlich wird der Figur Sherlock bewusst, wie sehr ein mediales Bild zum Fluch werden kann. Die Serie SHERLOCK erlebt in der dritten Staffel eben jene Entwicklung. Denn jeder glaubt zu wissen, was passieren sollte.

Sicher gibt es Momente in der dritten Staffel, die nicht mehr an die knappe und effiziente Erzählhaltung aus Staffel 1 und 2 heranreichen. Es gibt Sequenzen, die in ihrer Länge zu ausgewalzt, zu übertrieben wirken. Sicher hätte man sich den einen oder anderen gefühlvollen und auch komischen Moment weniger gewünscht. Und selbst der Bösewicht, Magnussen, mag zwar böse sein, aber reicht nicht an das diabolisch geniale Wesen Moriartys heran. Doch nichtsdestotrotz bleibt die Figur eines Sherlock faszinierend und überraschend und die Serie in ihrem hohen production value und ihrer sorgfältigen Inszenierung unerreicht. Der emotionale Grundton mag sich geändert haben, doch vieles bleibt doch erhalten. Wem es mehr nach einer Adaption im Sinne eines klassischen Crime Procedurals verlangt, dem sei ELEMENTARY ans Herz gelegt, die US-Sherlock-Adaption mit Johnny Lee Miller in der Hauptrolle (seit 2012). Auch gut – aber eben niemals SHERLOCK.


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